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Das Worstcase vor einer Zaubershow

Die Zauberin in Hagenbach
Die Zauberin in Hagenbach

Es beginnt meistens schon am Morgen. Ich wache mit einem fiesen, undefinierbaren Kopfschmerz auf. Dazu gesellt sich ein übles Gefühl in der Magengegend. Mir ist bewusst, dass sich das im Laufe des Tages noch steigern wird und ich nichts tun kann, um es aufzuhalten. Also schone ich mich so gut es geht und führe jede Bewegung so langsam wie möglich aus. Für mehr reicht die Energie sowieso nicht. Mein Körper ist auf Sparflamme, mir ist kalt und ich kann mich selbst auf die kleinsten Dinge nicht mehr konzentrieren. 

In Hagenbach warten heute Abend 120 Gäste. Seit einer Woche ist das Kulturzentrum restlos ausverkauft. Das Interesse war groß. Die meisten Shows bestreite ich alleine. Aber an diesem Tag ist alles anders. Patricia fährt und ich sitze wie ein Häufchen Elend auf der Beifahrerseite. Vor Ort angekommen bin ich noch nicht mal in der Lage eine Tasche hineinzutragen.

Wir werden von der Organisatorin frenetisch empfangen: wir sind seit einer Woche ausverkauft und immer noch fragen die Menschen nach Karten!

Der Musiker ist gerade mit dem Aufbau von Licht und Ton beschäftigt. Aus dem kühlen Foyer hat die Organisatorin liebevoll einen schönen Raum mit einer kleinen Bühne erschaffen. Es sieht großartig aus. Patricia baut das Equipment auf und ich suche nach einem Rückzugsort. Das Behinderten WC ist direkt neben der Bühne. Was normalerweise eher befremdlich als Rückzugsort vor einem Auftritt wirkt ist heute meine Rettung. Die Migräne nimmt kurz vor dem Auftritt seinen Höhepunkt und ich muss mich ein paar mal übergeben. Geht es Ihnen nicht gut? Meine Energielosigkeit bleibt nicht unbemerkt. Aber ich weiß auch, dass alles gut werden wird. Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass das bereits halb Hagenbach weiss. 

Pünktlich um 19:00 Uhr betritt Jochen Gareis die Bühne. Der Musiker aus Hagenbach ist dem überwiegend einheimischen Publikum gut bekannt und stimmt die Gäste mit eigenen Liedern auf den Abend ein. Das nächste Lied habe er eigens für diesen Abend komponiert höre ich ihn aus meinem inzwischen lieb gewordenen Habitat sagen. Es ist ein Lied über Die Zauberin und der Magie. Ich bin überrascht und gleichzeitig gerührt. Sowas hat es auch noch nie gegeben. Ich höre gebannt aus meinem Saferaum zu und bin einfach nur glücklich. Beflügelt von so viel Wortkunst und Musik betrete ich ein paar Minuten später die Bühne. Meine ersten beiden Sätze sind gesprochen, das Eis ist gebrochen und das Publikum lacht mit mir. Meine Energie ist wie von Zauberhand zurück und ich tue das was ich am Besten kann. Und wie mein Publikum vergesse ich Zeit und Raum. Am Ende der Show fehlen der worteifrigen Organisatorin Monika Bögelsbacher dann doch die Worte. Auch das gab es in Hagenbach noch nie. 

Herzlichen Dank an alle, die diese Event ermöglicht haben, die mitgewirkt und Anteil genommen haben. Ihr seid in meinem Herzen.